Unsere Anni Bantel – Barrenspezialistin mit Bodenhaftung

Lohn für die Mühe: Anni Bantel mit Medaille und Rose beim DTB-Pokal. / Foto: Baumann/Alexander Keppler

Heute in der Eßlinger Zeitung…

Unsere Anni startet weiterhin für den TSV Berkheim in der 1. Bundesliga. Selbst verständlich werden wir sie lautstark unterstützen!

Berkheims Top-Talent Anni Bantel trainiert und wohnt mittlerweile in Mannheim – und setzt zum Sprung in die große Turnwelt an.

Deizisau/MannheimDeizisau, Mannheim, Stuttgart, Jesolo – Anni Bantel war in den vergangenen Wochen ziemlich viel unterwegs. Unterwegs in Sachen Turnen. Sport, Schule, Familie – das ist der Kosmos, in dem sich die 14-Jährige bewegt. Sie kommt aus Deizisau, aber wenn sie am Samstag mit ihrem TSV Berkheim in die Saison der Turn-Bundesliga startet, wird es für sie ein Heimspiel sein. Denn der Start-Wettkampf wird in Mannheim ausgetragen, wo Bantel seit einigen Wochen wohnt und am dortigen Bundesstützpunkt trainiert.

Bantel ist eines der größten deutschen Turntalente – in ihrer Altersstufe vielleicht sogar das größte. Natürlich gehört sie dem Perspektivkader des Deutschen Turnerbundes (DTB) an. Da will die Karriere gut geplant sein. Im vergangenen September entschied sie sich gemeinsam mit ihren Eltern, das Kunstturnforum in Stuttgart zu verlassen. Das war einige Wochen, bevor die Missbrauchsvorwürfe dort öffentlich wurden. Über die Beweggründe des Abschieds möchte sich Bantel nicht äußern, sondern sie richtet den Blick nach vorne – und damit nach Mannheim, wo sie unter der Woche in einer betreuten Wohngemeinschaft lebt, zur Schule geht und bei Dmitri Loschakov trainiert. Mit dem Kasachen hat sie früher schon in Stuttgart zusammengearbeitet.

„Ich habe mich in Mannheim super eingelebt, das Training findet auf Augenhöhe mit den Trainern statt und macht riesig Spaß“, erzählt sie, „in meiner Mädels-WG fühle ich mich sehr wohl und es ist sehr lustig.“ Und auch das Heimweh ist erträglich: „Durch die tolle Atmosphäre in Mannheim geht das ganz gut. Am Wochenende freue ich mich auf meine Familie, die mich bei allem unterstützt und darauf bin ich auch sehr stolz.“ Bevor es über die Osterfeiertage heim nach Deizisau ging, wurden in der Trainingshalle in Mannheim noch bunte Eier gesucht.

Wie eine Familie ist für Bantel auch ihr Berkheimer Team. Obwohl sie schon lange nicht mehr in der Schillerschulhalle trainiert, fühlt sie sich als fester Bestandteil. Ein Wechsel zum Bundesligakonkurrenten TG Mannheim war im Zuge des Umzugs jedenfalls kein Thema. „Ich fühle mich bei den Bundesliga-Wettkämpfen immer super wohl, weil unser ganzes Team dabei ist. Es macht einfach ganz besonders Spaß, gemeinsam auf der Matte zu stehen und sich gegenseitig zu stärken“, sagte sie und hofft, zum dritten Mal in Folge ihren Teil zum Klassenverbleib in Deutschlands höchster Turn-Klasse beizutragen.

Clubtrainer Gerhard Weber zweifelt nicht daran. Bantel ist mit ihren 14 Jahren neben der Italienerin Irene Lanza, die jedoch nur beim ersten Bundesligawettkampf zur Verfügung steht, schon der größte Trumpf im Team. „Sie ist ein ganz, ganz wichtiger Faktor für uns“, erklärt Weber und benennt, was Bantel seiner Einschätzung nach ausmacht: „Im Wettkampf ihre Nervenstärke – das ist ein wichtiger Punkt, den man schwer lernen kann. Und dass sie sich super weiterentwickelt.“ Darüber steht er mit Kollege Loschakov in Mannheim in ständigem Austausch. Weber bezeichnet die Turnerin „als eher introvertierten Typ“ und bestätigt: „Für sie ist sehr wichtig, dass das Umfeld stimmt. Das ist in Mannheim gegeben.“

Unter Druck setzen möchte Weber die Teenagerin aber nicht, das betont er immer wieder. Und spricht damit eine Sprache mit Bantels Eltern. „Wir haben ein sehr offenes Verhältnis mit unserem Kind, das ist sehr, sehr wichtig“, betont Vater – und Ex-Handballer – Marco Bantel. So ist es auch bei Wettkämpfen. Die Eltern sind, wenn möglich, immer dabei, halten sich aber mit Kommentaren zur Performance zurück – vor allem, wenn eine Übung mal nicht so gut klappt. „Wir setzten Anni null unter Druck. So lebt sie das auch“, sagt Marco Bantel. Ohne Leistungsbereitschaft geht es nicht, ohne hartes und häufiges Training auch nicht. Aber ohne die Freude am Sport eben auch nicht.

In diesem Jahr könnte Anni Bantel weitere Früchte ernten. Nachdem sie bereits Esslinger Sportlerin des Jahres 2023 – bei den Erwachsenen – war und 2024 mit dem deutschen Jugendnationalteam bei den Europameisterschaften in Rimini Vierte geworden war, trat sie Ende März zum ersten Mal beim prestigeträchtigen DTB-Pokal in Stuttgart an. Bei den Juniorinnen holte sie Silber an ihrem Spezialgerät Barren und Gesamtplatz zwei mit dem deutschen Team. Vor wenigen Tagen wurde sie mit dem Jugendnationalteam bei der „Trofeo Citta di Jesolo“ in Italien Sechste – und sammelte weiter internationale Erfahrung. Die Eltern waren an der Adria dabei.

Es folgen in diesem Jahr noch die deutschen Jugendmeisterschaften im Mai in Leipzig und möglicherweise die Weltmeisterschaften auf den Philippinen im Juli. Die kollidieren zeitlich jedoch fast mit dem European Youth Olympic Festival im nordmazedonischen Skopje – Bantel muss sich entscheiden. Und wird weiter viel unterwegs sein. Jetzt heißt es für Anni Bantel aber erst einmal Bundesliga mit ihren Berkheimerinnen. Und dann wieder Schule, Training – und am Wochenende Familie in Deizisau.